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L: Anhang Karten
Karte 1: Berechnungsabschnitte im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 2: Hydrologisches Meßnetz im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 3: Hydrochemie-Meßnetz im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 4: Flächennutzung nach TK25 im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 5: Flächennutzung: Klassifikation mit Landsat 5 TM im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 6: Bodentypenkarte in generalisierter Form im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 7: Höhenkarte im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 8: Hangneigung im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 9: Ökotonenabstand im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 10: Wasserdurchfluß im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 11: Wirkungsgrad: Abschätzung im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 12: Stoffverluste im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 13: Oberflächentemperatur 7. Juli 1987 im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 14: Oberflächentemperatur 17. Mai 1992 im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 15: Oberflächentemperatur 4. September 1991 im Einzugsgebiet der oberen Stör
Karte 16: Vorrangflächen zur Steigerung der Nachhaltigkeit im Einzugsgebiet der oberen Stör
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K. Abbildungs-
und Tabellenverzeichnis
K.1. Abbildungsverzeichnis
<Aus Gründen des Copyright sind einige Graphiken in der vorliegenden pdf-Datei nicht enthalten.>
Abb. 1: Einlenkung des Energiepulses auf den Mittelwert (Endergiedissipation). 20
Abb. 2: Die Prozessoreigenschaften des Wassers. 21
Abb. 3: Die Zönosenkernstruktur 23
Abb. 4: Prozesse zur Absenkung der Energieflußdichte in einer ZKS. 25
Abb. 5: Warm- und Kaltluftströme 25
Abb. 6: Die ZKS als fraktale Struktur. 26
Abb. 7: Projektion des Energiepulses in die Landschaft. 28
Abb. 8: Veränderung von Stoffverlusten während der Sukzession. 29
Abb. 9: Die Energetisch-Wasserhaushaltliche Logik der Landschaft (EWL). 32
Abb. 10: Wasser- und Stoffkreislauf bei geringem und bei hohem Wirkungsgrad energiedissipativer Strukturen 38
Abb. 11: Rückgang von Materialtransporten zugunsten der Turbulenz des Wassers bei der Selbststrukturierung des Gewässers. 40
Abb. 12: Fließgewässerstruktur und Energiedissipation 40
Abb. 13: Veränderungen des Rheinlaufs bei Karlsruhe bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts 41
Abb. 14: Natürliche Dämme und Flußaue in einer Tiefebene 42
Abb. 15: Strömungswiderstand durch Grobsubstrat 46
Abb. 16: Strömungswiderstand durch Wasservegetation und sortiertes Feinmaterial 46
Abb. 17: In einem Mäander vollzieht sich die Fließgeschwindigkeitsänderung 47
Abb. 18: Die Fließgewässer-ZKS 50
Abb. 19: Entwicklung der Wasservegetation 54
Abb. 20: Die Organismenvielfalt in Abhängigkeit kleinräumiger Gradienten 57
Abb. 21: Modell für die nachhaltige Restrukturierung des Einzugsgebietes. 60
Abb. 22: Uferbestigung an der Osterau. 62
Abb. 23: Flächennutzung im Gesamteinzugsgebiet (in Prozent) 64
Abb. 24: Beispiel eines Verteilungsdiagramms. 75
Abb. 25: Der Formfaktor verschiedener Querschnittsformen von Gewässerprofilen. 79
Abb. 26: Strukturierung des Gewässerbettes 80
Abb. 27: Die Breitenvarianz am Beispiel des Himmelreichbachs 81
Abb. 28: Das Partikelspektrum am Zusammenfluß von Buerwischbek und Schmalfelder Au. 82
Abb. 29: Temperatursonden im Stör-Gebiet. 86
Abb. 30: Die "Charakterkurven der Holzarten" 97
Abb. 31: Muster der täglichen Temperaturdifferenzen zwischen einem Acker und einem Kiefernbestand in Eberswalde in 2 m Höhe 98
Abb. 32: Muster der täglichen Temperaturdifferenzen zwischen einem Ackerrand- und einem Buchenwald-Standort im Stör-Einzugsgebiet in 2 m Höhe. 100
Abb. 33: Temperatur-Kennfeld für die untersuchten ZKSen. Das Kennfeld wurde aus dem Tagesgang der Temperatur im Juli 1995 berechnet. 100
Abb. 34: Temperatur-Kennfeld: Abweichung vom Mittel der Meßhöhe in Prozent. 101
Abb. 35: Verteilung der Temperatur über die Flächennutzung 102
Abb. 36: Aufbau des Leaching-Versuches. 105
Abb. 37: Calcium und Sulfataustrag aus den Versuchszylindern 105
Abb. 38: Vergleich von Boden- und Sedimentproben aus dem Störgebiet anhand: der Schwermetall-Basen- und Alkali-Erdalkali-Verhältnisse. 108
Abb. 39: Calcium-Übersättigung bezogen auf das Gleichgewicht mit dem CO2 in der Atmosphäre. 111
Abb. 40: Mittlerer flächenspezifischer Abfluß für 1992-1994 für 36 Meßpegel. 113
Abb. 41: Prozentuale Abweichung der Sulfatkonzentration vom Ortsmittel für die drei Variationsklassen 114
Abb. 42: Prozentuale Abweichung der Nitratkonzentration vom Ortsmittel für die drei Variationsklassen 114
Abb. 43: Prozentuale Abweichung der Calciumkonzentration vom Ortsmittel für die drei Variationsklassen 115
Abb. 44: Prozentuale Abweichung der Gesamt-Phosphorkonzentration vom Ortsmittel für die drei Variationsklassen 115
Abb. 45: Gebietseinträge mit dem Niederschlag. 117
Abb. 46: Abfluß- und Frachtmuster (Salze, Sulfat und Calcium) für die Stör bei Willenscharen und die Bramau bei Föhrden. 118
Abb. 47: Abweichung der Leitfähigkeit und des Abflusses 1994/95 in der Schmalfelder Au vom Mittelwert (in %). 119
Abb. 48: Abweichung der Leitfähigkeit und des Abflusses 1994/95 in der Wegebek vom Mittelwert (in %). 120
Abb. 49: Zusammenhang zwischen Leitfähigkeit und Salzkonzentration. 120
Abb. 50: Während des Auswaschungsprozesses 126
Abb. 51: Calcium-Vorrat und Calcium-Schwermetall-Verhältnisse. 126
Abb. 52: Niederschlagsmittel in Berlin-Dahlem und Standardabweichung. 128
Abb. 53: Niederschlagsmittel in Neumünster und Standardabweichung. 128
Abb. 54: Niederschlagssummen und Standardabweichung (April bis Juni und Juli bis September) für Berlin-Dahlem 129
Abb. 55: Niederschlagssummen und Standardabweichung (April bis Juni und Juli bis September) für Neumünster 129
Abb. 56: Der Wasserkreislauf als fraktales Modell. 130
Abb. 57: Tägliches Mittel des Bodenwasserstandes am Meßpegel 9 (Nadelwald bei Lindeloh). 131
Abb. 58: Tägliches Mittel des Bodenwasserstandes am Meßpegel 2 (Laubwald im Gehege Himmelreich). 132
Abb. 59: Naturnaher Abschnitt des Himmelreichbachs. 134
Abb. 60: Gewässerbettstrukturen des Himmelreichbaches. 135
Abb. 61: Die Osterau. 136
Abb. 62: Gewässerbettstrukturen der Osterau. 137
Abb. 63: Die Dosenbek. 138
Abb. 64: Gewässerbettstrukturen der Dosenbek. 139
Abb. 65: Partikelspektrum der Osterau in einem Bereich stark herabgesetzter (rechts) und stark beschleunigter Fließgeschwindigkeit (links). 141
Abb. 66: Moosstruktur im Oberlauf des Himmelreichbachs. 142
Abb. 67: Zu Rippelmarken sortiertes Feinmaterial in einem strömungsarmen Abschnitt des Himmelreichbachs. 143
Abb. 68: Hochgerechneter temporärer Stoffrückhalt durch Makrophyten im Stör-Gebiet. 144Abb. 69: Abweichung der einzelnen Niederschlagsmeßstellen vom Gesamtmittel 145
Abb. 70: Prozentuale Abweichung der einzelnen Meßstellen vom Jahresmittel aller 14 Stationen 146
Abb. 71: Absolute Abweichung der Abflüsse und Niederschläge vom Gesamtmittel 1991-1994 147
Abb. 72: Prozentuale Abweichung von Abfluß und Abflußbeiwert vom Gesamtmittel. 147
Abb. 73: Abflußbeiwerte für die Einzugsgebiete. 148
Abb. 74: Flächenspezifische Monatsabflüsse 149
Abb. 75: Flächenspezifische monatliche Minima des Abflusses 150
Abb. 76: Monatliche Standardabweichung des Abflusses 151
Abb. 77: Jährlicher Basisabfluß der Einzugsgebiete (in Prozent des mittleren Abflusses) auf Grundlage der Monatsminima. 152
Abb. 78: Konzentrations-Fließschema für Calcium. 153
Abb. 79: Beispiel eines Frachtmusters (Gesamtsalze) 155
Abb. 80: Fracht-Fließschemata für Calcium. 156
Abb. 81: Abfluß und Stoffverluste der Teileinzugsgebiete 157
Abb. 82: Flächennutzung und Stoffverluste in den Berechnungsabschnitten. 158
Abb. 83: Hangneigung und Stoffverluste der Berechnungsabschnitte. 159
Abb. 84: Verteilung der Ökotonenabstände 160
Abb. 85: Stoffverluste und mittlere Oberflächentemperatur der Teileinzugsgebiete. 161
Abb. 86: Wirkungsgrad und Stoffverluste der Berechnungsabschnitte. 164
Abb. 87: Gewässerbegleitende Fangsysteme. 175
Abb. 88: Temporäre Feuchtgebietskaskaden. 176
Abb. 89: Feuchtgebiet mit Rieselstrecke 178
Abb. 90: Das Schließen der Stoffkreisläufe in Städten 181
Abb. 91: Energieflußdichte und Emissionen. 184
Abb. 92: Entwicklung der Basenverluste der Landökosysteme seit der Eiszeit 187
K.2. Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Auszüge aus der schleswig-holsteinischen Forstgeschichte in Zahlen 71
Tab. 2: Übersicht über die Bodenwasser-Meßsonden. 87
Tab. 3: Verwendete Niederschlagsstationen des Deutschen Wetterdienstes 87
Tab. 4: Berechnete Basenvorräte an den Bodenwasserpegeln 122
Tab. 5: Flächenanteile der wichtigsten Bodentypen 122
Tab. 6: Anteile von Acker, offenem Boden und Grünland in Prozent des Gesamtgebietes. 163
Tab. 7: Übersicht über die Jahresfrachten der Flußgebiete absolut und pro Hektar sowie die Gesamtverluste. 186
K.3. Kartenverzeichnis
Karte 1: Berechnungsabschnitte 205
Karte 2: Hydrologisches Meßnetz 206
Karte 3: Hydrochemie-Meßnetz 207
Karte 4: Flächennutzung nach TK25 208
Karte 5: Flächennutzung: Klassifikation mit Landsat 5 TM 209
Karte 6: Bodentypenkarte in generalisierter Form 210
Karte 7: Höhenkarte 211
Karte 8: Hangneigung 212
Karte 9: Ökotonenabstand 213
Karte 10: Wasserdurchfluß 214
Karte 11: Wirkungsgrad: Abschätzung 215
Karte 12: Stoffverluste 216
Karte 13: Oberflächentemperatur 7. Juli 1987 217
Karte 14: Oberflächentemperatur 17. Mai 1992 218
Karte 15: Oberflächentemperatur 4. September 1991 219
Karte 16: Vorrangflächen zur Steigerung der Nachhaltigkeit 220
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I. Zusammenfassende
Projektbewertung
I.1. Projektbewertung
Herangehensweise
Als besonders vorteilhaft hat sich die Verwendung des Top-Down-Ansatzes erwiesen. Auf seiner Grundlage konnten die während der Auswertung gestellten Hypothesen und aufgetretenen Fragen relativ schnell eingeordnet und geprüft werden (z.B. zur Schwermetall-Anreicherung, Kap. F.1.1.6).
Der Ansatz des ETR-Modells hat sich bei der Prozeßbetrachtung bewährt, da die allgemeine Prozeßbeschreibung als logische Abfolge von Energie als treibendem Potential, Transportphase und schließlich Reaktion zu einer klaren Strukturierung verhalf. Dies erleichterte z.B. die Analyse der Stoffaustragsprozesse. Die Modellvorstellung des energiedissipativen Prozesses konnte auf verschiedene Ebenen, z.B. der Zönosenkernstruktur, der Fließgewässer oder der Bodenchemie, übertragen werden.
Eingesetzte Methoden und Hilfsmittel
Bei der Datenanalyse war ein entscheidender Vorteil, daß durch die eigene Datenaufbereitung nicht nur Mittelwerte, sondern auch die zugehörigen Variationswerte und Verteilungen dargestellt werden konnten. Dadurch konnten Zusammenhänge eher erfaßt werden, die mit einem alleinigen Mittelwert oder Regressionskoeffizienten kaum aufgefallen wären.
Der Ansatz der Regionalanalyse, die Teilgebiete relativ zum Gesamtgebiet und relativ untereinander zu vergleichen, hat sich bewährt. Damit wurde z.B. auch die effiziente Klassifizierung der Konzentrationen und Frachten in den Fließschemata erst ermöglicht, indem die Klassifizierung auf der Gesamtverteilung basierte. Die Eigenheiten einzelner Teileinzugsgebiete, wie z.B. des Himmelreichbaches mit besonders hohen Abflüssen, wurden so rasch deutlich.
Die Kopplung zwischen thermischem und chemischem Wirkungsgrad ist bisher nur in Ansätzen vollzogen worden, da aufgrund der sehr kurzen Heuristik eine Einschätzung der Phasenlage in vielen Einzugsgebieten nicht möglich war. Es sollte deshalb angestrebt werden, ein in seinem Umfang reduziertes Monitoring weiter fortzuführen.
Die Sonden zur zeitlich hochauflösenden Messung der unterschiedlichen Parameter (Wasserstand im Gewässer, Bodenwasserstand, Leitfähigkeit, Temperatur) haben sich im Gelände bewährt. Durch die kompakte Bauform traten kaum Beschädigungen auf; die Datenakquisition war sehr zuverlässig.
Zur kleinräumigen Differenzierung sollten ursprünglich die Berechnungsabschnitte in kleinere Rechenabschnitte unterteilt werden. Die Abflußwerte sollten dann für diese mit dem Programm NASIM unter Einsatz der im Gelände erhobenen Daten simuliert und die fehlenden Pegeldaten an den Meßstellen ergänzt werden. Trotz eines hohen Zeitaufwandes für die Bearbeitung konnten, offensichtlich aufgrund von Programmängeln, keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden.
Der Einsatz der Fernerkundung zur Entwicklung eines Instrumentes für die Bestimmung des Handlungsbedarfes zeigt sich vielversprechend. Die angestrebte automatische Auswertung multitemporaler Satellitenbildszenen konnte nicht mehr erreicht werden. Erste Vergleiche und Aussagen zur Temperaturverteilung (Thermalkanal des Landsat 5) unterschiedlicher Zeitpunkte waren dennoch möglich.
Vorschläge zur Umsetzung
Aus den Kenntnissen zum Stoffaustragsprozeß konnten schon recht früh allgemeine Aussagen zur Bewirtschaftung abgeleitet werden. Dazu war es notwendig und hilfreich, die Ziele hierarchisch zu betrachten und auf Plausibilität und Richtungssicherheit zu prüfen. Im weiteren Verlauf war es möglich, diese Ziele in Form einer Rahmenplanung zu konkretisieren. Die dabei ausgewiesenen Vorranggebiete sind zugleich Ansatzpunkt einer zeitlichen Prioritierung der vorgeschlagenen Maßnahmen.
Innerhalb des Projektes wurden nicht nur die hohen Stoffverluste festgestellt, sondern auch deren Bedeutung für die Gesellschaft dargestellt und eine Lösungsstrategie aufgezeigt.
Allgemeines
Für die Durchführung des Projektes und die Auswertung der Ergebnisse war ein ständiger Diskussionsprozeß notwendig. Dabei erwies es sich von Vorteil, daß die Bearbeitergruppe während des gesamten Projektverlaufes noch gut überschaubar blieb. Durch die räumliche Distanz zwischen den an diesem Projekt beteiligten Institutionen war die Kommunikation jedoch teilweise erschwert. Bei zukünftigen Projekten sollte dies behoben werden.
Die Diskussionen mit Vertretern der Landesbehörden waren sehr hilfreich. Gegenstand bildete dabei u.a. die als theoretisierend empfundene Sprache des Berichts. Hierzu ist hervorzuheben, daß die verwendete Modellvorstellung des energiedissipativen Prozesses mit eigenen Begriffen einhergeht. Diese wurden bei der Landschaftsanalyse, -bewertung und -planung beibehalten, um durch möglichst eindeutig und unmißverständlich definierte Begriffe das Verständnis zu erleichtern.
I.2. Übertragbarkeit
Das grundlegende Problem der Stoffverluste zeichnet sich für ganz Mitteleuropa ab. Dies zeigt der Vergleich aller deutschen Fließgewässersysteme (Kap. H.). Deshalb ist das Leitziel, die als Minimierung der Stoffverluste definierte Nachhaltigkeit zu steigern, auch in ganz Europa richtungssicher. Die ökonomischen Lösungsansätze des Wasserwirtes sowie der Besteuerung der Energie und des Bodenwertes anstelle der Dienstleistung sind innerhalb der Europäischen Union genauso diskussionswürdig wie im Untersuchungsgebiet.
Deutliche Unterschiede sind jedoch in der natürlichen Ausstattung der Einzugsgebiete zu erwarten. Hierzu zählen Basenvorräte und verwitterbares Material, Art und Menge der Vegetation, Geomorphologie und Niederschlagsverteilung. Daher sind zwar die Lösungsansätze, nicht aber die konkreten Lösungsvorschläge übertragbar. Vielmehr ist es erforderlich, für jedes Einzugsgebiet diese Planungen regional anzupassen.
Die Methodik und Herangehensweise des Projektes dürfte weitestgehend auch in anderen Wassereinzugsgebieten Mitteleuropas verwendbar sein. Die Messung der Basisgrößen, wie Abfluß, Niederschlag und Konzentrationen, sind ohnehin weit verbreitete Methoden. Hierbei ist in besonderem Maße auf die Konsistenz solcher Daten zu achten und diese anhand eigener Meßstellen zu überprüfen. Satellitendaten werden bereits weltweit eingesetzt; jedoch ist zu beachten, daß im stärker reliefierten Gelände durch Verschattungen die Interpretation erschwert ist.
I.3. Forschungs- und Handlungsbedarf
Handlungsbedarf
Die Dringlichkeit des Handlungsbedarfes ist durch die heute hohen Stoffverluste von über 1000 kg/ha/a im Störgebiet aufgezeigt worden. Ein Fortschreiten der Stoffverluste wird gravierende Änderungen im Wasserhaushalt der Landschaft, der Vegetationsdecke und dem Klima nach sich ziehen, die durch die zur Neige gehenden Vorräte noch beschleunigt werden. Wenn die Landschaft dauerhaft als Tragwerk der Gesellschaft erhalten bleiben soll, ist eine Änderung der derzeitigen, mit hohen Stoffverlusten behafteten Wirtschaftsweise in eine nachhaltige Bewirtschaftung unverzichtbar. Diese Umstellung muß so schnell wie möglich erfolgen. Der zu erwartende Anstieg der Energiepreise (Kap. H.) wird durch die Verteuerung der Transporte die Gesellschaft zur verstärkten Nutzung der ortsnahen Landschaftsteile zwingen. Noch könnte eine Vorwegnahme dieser Verteuerung durch eine veränderte Besteuerung (Kap. H.2) diese Umstellung finanzieren.
Um die dazu notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, ist die Politik gefordert. Ihre Aufgabe ist es,
-
durch die Änderung der derzeitigen Agrarsubventionspolitik den Land- und Forstwirten durch die marktmäßige Entlohnung des Oberflächenwassers zur Verwendung als Trinkwasser eine stabile und sich nicht jährlich ändernde ökonomische Grundlage zu bieten;
-
durch die Besteuerung von Energie und Bodenwert Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine ressourcenschonende, regionale Ökonomie ermöglicht und
- die rechtlichen Vorgaben an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Dabei sollte die Wasserwirtschaft der Land- und Forstwirtschaft zugeordnet werden.
Durch die so gesetzten Rahmenbedingungen könnte der Verwaltungsaufwand erheblich verringert werden.
Forschungsbedarf
Für die Umsetzung der im Bericht vorgestellten Planungsvorschläge ist in erster Linie eine politische Weichenstellung notwendig. Weitere Forschung kann dann dazu beitragen, durch die Fortsetzung der Heuristik die landschaftlichen Prozesse noch besser zu verstehen und das Systemverständnis zu erweitern. Damit wären genauere Aussagen zur Bewirtschaftung möglich. Gleichzeitig kann die Veränderung des Landschaftshaushaltes und damit auch der Erfolg einer veränderten Wirtschaftsweise erfaßt werden. Das wachsende Systemverständnis wiederum ermöglicht einen immer effizienteren Einsatz der begrenzten finanziellen Mittel zur Steigerung der Nachhaltigkeit.
Oft ermöglichen erst ausreichend lange Zeitreihen, die Aussagen auf eine solide Basis zu stellen und langfristige Prozesse zu identifizieren. Deshalb sollte in jedem Fall ein vereinfachtes Monitoring im Stör-Gebiet fortgesetzt werden.
Anzustreben ist auch eine weitere Konkretisierung der Planung, die möglichst großmaßstäblich, wie z.B. einzelne Teileinzugsgebiete, abdecken sollte. Vorraussetzung dafür ist jedoch der politische Wille zur Umsetzung der Ergebnisse und die ökonomische Sicherung der Landwirte. Die tatsächliche Realisierung einer nachhaltigen Bewirtschaftung wird in der Anfangsphase auch eine Reihe von Versuchen nötig machen, z.B. zum effizienten Aufbau und zur Bewirtschaftung von Feuchtgebieten.
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H. Umsetzung
H.1. Nachhaltigkeit heutiger Industriegesellschaften
Eine Gesellschaft kann nur dann dauerhaft bestehen, wenn sie die Landschaft als physische Basis durch eine nachhaltige Bewirtschaftung erhält. Dazu müssen die Stoffkreisläufe über den Wasserkreislauf weitgehend ortskonstant aufrechterhalten und irreversible Stoffverluste aus der Landfläche in die Fließgewässer minimiert werden. Dieses auf dem Wasserhaushalt basierende Nachhaltigkeitsprinzip in der Bewirtschaftung ermöglicht nicht nur auf Dauer eine ausreichende Nahrungsmittelproduktion, sondern auch eine Wasserversorgung der Bevölkerung.
Derzeit liegen in der gesamten Bundesrepublik in den Einzugsgebieten der größeren Flüsse enorme Stoffverluste mit dem Wasserfluß vor (Tab. 7), was auf eine nicht nachhaltig funktionierende und damit langfristig instabile Gesellschaftsstruktur rückschließen läßt. Der Anstieg der Stoffausträge vom Land in die Gewässer in Zusammenhang mit der Intensivierung menschlicher Bewirtschaftung läßt sich anhand von Gewässersedimenten bis zur letzten Eiszeit zurückverfolgen (Abb. 92). Danach sind die Stoffausträge nach der Eiszeit zunächst mit der Entwicklung immer kurzgeschlossenerer Wasser- und Stoffkreisläufe auf ein Minimum zurückgegangen, mit zunehmender Besiedlung und Bewirtschaftungsintensität der Fläche jedoch wieder angestiegen. Enorme Schübe stellten dabei die großflächigen Waldrodungen sowie die Erfindung kostengünstiger Techniken zur Be- und Entwässerung dar (z.B. Pumpen, Drainage). Diese Maßnahmen erhöhten die Wechselfeuchte im Boden und damit die Stoffausträge mit dem Wasserfluß. Ihren Höhepunkt fanden die ansteigenden Stoffverluste mit der Erschließung fossiler und nuklearer Fremdenergie mit Beginn der Industrialisierung:
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Der Einsatz von Mineraldünger ermöglichte die teilweise Kompensation irreversibler Stoffverluste sowie die Bearbeitung basenarmer Flächen. Die Nutzungsverteilung, die zuvor neben den natürlichen Transportgegebenheiten auch von den natürlichen Standortvoraussetzungen abhing, konnte nun willkürlicher erfolgen. Dem natürlichen Ertragspotential eines Standortes sowie dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit durch Kreislaufwirtschaft wurde ein nur noch untergeordneter Stellenwert bei der Nahrungsmittelproduktion zugeordnet. Hervorzuheben ist jedoch, daß die Stoffverluste durch Düngung nicht vollständig ausgeglichen werden können und diese durch das fehlende Wasser- und Stoffrückhaltevermögen der Flächen zusammen mit der Düngung ansteigen.
- Die nun nahezu unbegrenzten Transportkapazitäten begünstigten zusammen mit der großflächigen Bewirtschaftungsintensivierung die Entwicklung von Nutzungsstrukturen, bei denen die Prozesse von Produktion, Konsumtion und Stoffabbau/-recycling räumlich und zeitlich vermehrt voneinander getrennt wurden. Beispiel dafür ist die Entwicklung von nahezu unbegrenzt wachsenden Verdichtungsräumen (Konsumtion) und deren über den Verkehr erfolgende Versorgung aus einem inzwischen weltweiten "Einzugsgebiet" (Produktion). Eine Stoffrückführung zu den Produktionsflächen findet bei den bis heute gängigen Entsorgungsstrategien (Mülldeponien, Abwasser) kaum statt. Infolge der so auf großer Fläche "parallelisierten Prozesse" wurden weiträumig die Stoffkreisläufe geöffnet. Demgegenüber erfolgten in vorindustriellen Gesellschaften - bedingt durch den nicht beliebigen Transport und Ersatz von Stoffverlusten unter dem limitierten (Sonnen)Energieangebot - Produktion, Konsumtion und Stoffabbau/-recycling noch vermehrt "sequentiell", d.h. unter Aufrechterhaltung eines größeren Anteils an lokalen Kreisprozessen.
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Tab. 7: Übersicht über die Jahresfrachten der Flußgebiete absolut und pro Hektar sowie die Gesamtverluste (Mittel 1991 bis 1993).
+ Durchschnittliche Werte. * Die Kaliumkonzentration der Donau wird in Bayern nicht gemessen.
Gegenwärtige Verdichtungsräume besitzen nicht nur bezogen auf ihre Fläche maximale Stoffverluste mit dem abfließenden Wasser, sondern degradieren außerdem ihr versorgendes Umland. Neben der oben genannten fehlenden Stoffrückfuhr beruht dies insbesondere auf der weiträumig vergrößerten wechselfeuchten Bodenzone, Ergebnis der intensiven Land- und Forstwirtschaft sowie der zentralen Wasserversorgung über Grundwasser. Der dadurch herabgesetzte Wasser- und Stoffrückhalt der Flächen hat irreversible Austräge mit dem Sickerwasser maximiert. Hervorzuheben ist dabei, daß bezogen auf die Gesamtmenge der ausgetragenen Stoffe der Anteil an Stickstoff und Phosphat, der über die Kläranlagen zum größten Teil zurückgehalten werden kann, äußert gering ist. Für das Einzugsgebiet der Stör (Schleswig-Holstein) beispielsweise liegt die Höhe der ausgetragenen Nährstoffe bei ca. 20 kg/ha/a Gesamtstickstoff und ca. 0,5 kg/ha/a Gesamtphosphor, die Gesamtmenge an ausgetragenen mineralischen Salzen aber bei ca. 1050 kg/ha/a (NaCl-bereinigt).
Abb. 92: Entwicklung der Basenverluste der Landökosysteme seit der Eiszeit (abgeleitet und verändert nach Digerfeldt 1972).
Eine Umorientierung in Richtung einer stoffverlustärmer und daher dauerhafter funktionierenden Gesellschaftsstruktur erfordert die oberste Priorität des Nachhaltigkeitsprinzips auf politischer Ebene. Dort müssen die erforderlichen Rahmenbedingungen durch den Einsatz ökonomischer Steuerungsinstrumente erfolgen, die in ihrem Zusammenwirken zur positiven Selektion nachhaltigerer Wirtschaftsweisen führen. Nur dann besäße die Nachhaltigkeit in der Landnutzung auch obersten Stellenwert bei der technisch-administrativen Ebene einerseits sowie der Land- und Forstwirtschaft auf Ebene der Flächenbewirtschafter andererseits. Eine am Wasserhaushalt orientierte, nachhaltige Landnutzung erfordert außerdem, daß den Flächenbewirtschaftern neben der Nahrungsmittel- und Rohstoffproduktion auch die Wasserwirtschaft und die Entsorgung von Haushaltsabfällen zugesprochen wird. Dabei sind Entwicklungsperspektiven zu eröffnen, die ein maximales Interesse an einer zunehmend nachhaltigen Bewirtschaftung der Landschaft zur Folge hätten.
H.2. Politische
Rahmenbedingungen zur Selektion nachhaltigerer
Bewirtschaftungsformen
In der Diskussion um den Einsatz marktwirtschaftlicher Instrumente in der Umweltpolitik standen bisher zwei Instrumententypen im Vordergrund. Bei diesen handelt es sich neben dem Konzept der Abgaben, welches aus finanzwissenschaftlicher Sicht übergeordnet für Ökosteuern, Umweltabgaben und Umweltsonderabgaben steht, auch um das der Umweltzertifikate. Bei der Zertifikatlösung definiert der Staat einen tolerierbaren Umfang an Umweltnutzung (z.B. Schadstoffemissionen) und gibt in diesem Umfang handelbare Umweltnutzungsrechte heraus (Rat v. Sachverständigen für Umweltfragen 1994). Über die Vermarktung an Nutzungsrechten soll gewährleistet werden, daß "Umweltnutzungen dort vorgenommen werden, wo die geäußerten Zahlungsbereitschaften die dringlichsten Verwendungen anzeigen." (Rat v. Sachverständigen für Umweltfragen 1994:150). Ziel ist, eine Übernutzung natürlicher Ressourcen aufgrund eines ungehinderten - weil kostenlosen - Zugriffs zu verhindern. Jedoch erfolgt weder über die Abgabenregelung noch über die Vermarktung von Nutzungsrechten eine Steuerung der räumlichen und zeitlichen Verteilung der jeweiligen Umweltnutzer. Dadurch sind in der Umsetzung dieser Instrumente Lösungen denkbar, die die gewünschte Umweltqualitätsteigerung nicht zum Tragen kommen lassen. Dies wäre z.B. der Fall, wenn durch die Lokalisation von Betrieben Gewässerabschnitte mit Abfallstoffen belastet werden würde, die für die Trinkwassernutzung von Bedeutung sind. Ein weiteres Beispiel bildet die nicht landwirtschaftliche Nutzung von nachhaltig bewirtschaftbaren, ertragsreichen Lagen. Dadurch wird ein größerer Anteil stoffausträgsgefährdeter Standorte in die Nahrungsmittelproduktion einbezogen und somit auf größerer Fläche die Fruchtbarkeit des Bodens beschleunigt abnehmen. Nicht gegeben ist durch die beschriebenen Instrumente außerdem die Rückkopplung der Nutzungsrechte an die sich ändernden Randbedingungen in einer dynamischen Landschaft, d.h. an die zunehmende Verknappung der Ressourcen durch ihre fortwährende Nutzung an einer Stelle (z.B. Nährstoffverarmung des Bodens durch Landwirtschaft) und ihr verbessertes Angebot an anderer Stelle (z.B. Akkumulation ausgewaschener Nährstoffe in unbewirtschafteten Niederungsbereichen).
Die nachfolgend beschriebenen ökonomischen Instrumente unterscheiden sich von den vorhergehend genannten dadurch, daß sie zur dauerhaften Sicherung der lebensnotwendigen Ressourcen Boden, Wasser und Luft die raum-zeitliche Bewirtschaftung steuern. Dies erfolgt unter Orientierung an den natürlichen Regelmechanismen zur Steigerung der Nachhaltigkeit der Landschaft.
Am Beispiel natürlicher Systeme wurde verdeutlicht, daß diese erst unter limitierten Randbedingungen (begrenztes Angebot an Energie sowie an Nährstoffen bzw. besiedelbarem Raum) funktionale Kopplungen entwickeln, die zu ihrer Wirkungsgradsteigerung im Sinne einer Nachhaltigkeitssteigerung führen (Kap. B.2.3). Auch im Markt könnten systemimmanente Limitierungen z.B. über das Preisgefüge geschaffen werden, um umweltangepaßtes, d.h. nachhaltiges Handeln zum Selektionskriterium werden zu lassen. Zur Selektion nachhaltigerer Wirtschaftsweisen werden analog zu ökosystemaren Regelungsmechanismen folgende ökonomische Steuerungselemente vorgeschlagen (Ripl 1995):
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Lineare Energiesteuer (entspricht dem zeitlich strukturierten und dadurch zeitlich limitierten Energieangebot in der Natur).
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Progressive Bodenwertsteuer (entspricht der Limitierung des Raumes bzw. des Angebotes an Nährstoffen und Basen in der Natur) unter weitestgehender steuerlicher Entlastung der Dienstleistung.
- Individueller Bodenwertfreibetrag als soziale Basis anstelle eines sozialen Netzes (entspricht der Grundausstattung eines Standortes an Nährstoffen und Basen in der Natur).
H.2.1. Energiesteuer
Über die Energiesteuer würde der Verbrauch fossiler und nuklearer Energieträger linear besteuert. Die so künstlich limitierte Energie erforderte die Erschließung erneuerbarer Energiequellen und die Einsparung von Energie durch ihre verbesserte Ausnutzung. Einher ginge diese Energiesteuer mit einem Anstieg der Transportkosten und demzufolge mit einer Reduzierung der räumlichen Trennung von Produktion, Konsumtion und Stoffrecycling. Die energetisch bedingte Transportlimitierung führte somit zu einer allmählichen räumlichen Umverteilung der Nutzungsstrukturen mit kurzgeschlosseneren Stoffkreisläufen.
Durch die weltweit wachsende Nachfrage nach fossiler Energie (z.B. Schwellenländer, Osteuropa) und die abnehmenden Vorräte ist mittelfristig von einem erheblichen Anstieg der Energiepreise auszugehen. Die schon vorher einsetzende künstliche Verteuerung der Energie ermöglichte mit den so eingenommenen Steuermitteln die Förderung der Entwicklung und Umsetzung energiesparender Technologien. Dieser Prozeß wäre zum Zeitpunkt einer tatsächlichen Energieverteuerung kaum mehr zu bezahlen und bärge erhebliche Risiken für den Bestand der Gesellschaft.
H.2.2. Bodenwertsteuer und Bodenwertfreibetrag
Durch die Energiebesteuerung müßte bei gleichbleibenden Bedürfnissen die Nachfrage unter geringerem Transportaufwand befriedigt werden. Durch die so bewirkte Limitierung des zur Verfügung stehenden Bewirtschaftungsraumes stiegen die Anforderungen an dessen Produktivität. Dies machte die möglichst effiziente räumliche Anordnung (Allokation) der Nutzungsstrukturen erforderlich. Geeignetes Steuerungsinstrument dafür wäre eine Bodenwertsteuer in Verbindung mit einem individuellen Bodenwertfreibetrag. In dieser am Verkehrswert des Bodens ausgerichteten Steuer schlüge sich die Verminderung des Bodenwertes durch Basenverluste bei der Bewirtschaftung als finanzielle Belastung nieder. Eine Bodenbewirtschaftung mit minimierten Verlusten besäße entsprechende Wettbewerbsvorteile durch kostengünstigere, weil abgabenfreie Produktion. Mit der Bodenwertsteuer verteilte sich somit die Bewirtschaftung räumlich besser. Gleichzeitig hätte diese Abgabe zum anderen auch dadurch eine "raumlimitierende Wirkung", daß der räumlichen Expansion jedes Marktteilnehmers sowie der Bodenspekulation der progressive Bodenwertsteueranstieg entgegengewirkte.
Diese Steuer sollte beim Eintritt des Individuums in die aktive Gesellschaft mit einem Bodenwertfreibetrag gekoppelt werden. Der Freibetrag würde ebenso wie die Steuer in der Progressivität demokratisch festgelegt werden und anstelle eines sozialen Netzes die Lebensgrundlage für jedes Gesellschaftsmitglied schaffen. Der Freibetrag legte den Wert eines Bodens fest, der steuerfrei bewirtschaftet werden könnte. Dieser Freibetrag könnte entweder durch den Aufkauf und die Bewirtschaftung von Land realisiert werden, er könnte aber auch verpachtet und so als Grundlage einer beispielsweise städtischen Existenz verwendet werden. Grundstücke könnten wegen ihrer Größe oder aufgrund hoher Nachfrage einen Wert besitzen, der steuerlich soweit belastet würde, daß er nicht mehr vollständig vom eingeräumten Freibetrag gedeckt werden könnte. Dieses Land könnte daher nur derjenige besitzen, der über die Bodenbewirtschaftung hinaus über Einnahmen zur Steuerdeckung verfügt (z.B. aus unbesteuerten Dienstleistungen). Aufgrund der Progressivität der Besteuerung sänke bei einem einzelnen Bewirtschafter der Grenznutzen mit der Größe und dem Wert des Grundstücks, weshalb eine gemeinschaftliche Bewirtschaftung durch mehrere Inhaber von Freibeträgen bzw. unter Pacht von Freibeträgen (v.a. von der Stadtbevölkerung) angestrebt würde.
H.2.3. Auswirkungen der Energie- und Bodensteuer auf die Wirtschaftsstruktur
Über die Energie- und Bodenwertsteuer in Verbindung mit dem Bodenwertfreibetrag würde eine Wirtschaftsstruktur geschaffen werden, in der jede ökonomische Aktivität, die über die Basisabsicherung hinausgeht, einem wirkungsgradabhängigen Selektionsdruck ausgesetzt wäre. Jede individuelle unternehmerische Aktivität müßte, um billig anbieten zu können, mindestens so effizient (verlustarm) wie die Konkurrenz wirtschaften. Die Marktwirtschaft würde so zu einem die Gesellschaft optimierenden Regelmechanismus. Dadurch käme es allmählich zur Selektion von einer Wirtschaftsstruktur, in der der Anteil der Kreislaufwirtschaft ansteigt. Verbunden mit einer zunehmend vollständigeren Kreislaufführung erhöhte sich die Stoffzyklusfrequenz (z.B. in der Nahrungsmittelproduktion). Dagegen verringerte sich die Produktzyklusfrequenz (z.B. bei Investitionsgütern), welche ein Maß für die Langlebigkeit von Produkten darstellt. Durch diese Art von Besteuerung hätte die Wirtschaft einen geringeren Nettostoffdurchsatz bei gleichmäßigerem ortsgerechten Energieeinsatz. Der Verzicht auf Besteuerung von Dienstleistungen unter den oben genannten Bedingungen verstärkte in einer "ökologisierten" Volkswirtschaft die bestehenden Tendenz zur Dienstleistungsökonomie (Ripl 1995), er wäre somit mit einem lokalen Beschäftigungsimpuls verbunden. In einer so umstrukturierten industrialisierten Gesellschaft läge das Wachstum ausschließlich im Wirkungsgrad, d.h. in der nachhaltigen Funktionsweise.
H.3. Bewirtschafterebene
H.3.1. Der Wasserwirtschaft betreibende Landbewirtschafter
Voraussetzung für den Rückhalt der im Oberboden nur begrenzt vorhandenen Basen- und Hauptnährstoffe sowie für eine ausreichende Ergiebigkeit und Trinkqualität des Wasserabflusses ist ein hoher landschaftlicher Wirkungsgrad. Bei einem hohen landschaftlichen Wirkungsgrad unterliegt das Wasser durch Speicherung über die organische Detritusauflage sowie über seine häufige, kleinräumige Zirkulation unter dem im Tag-Nacht-Rhythmus wirksamen Energiepuls einem optimalen Rückhalt in der Fläche. Im Sommer, dem Zeitraum der geringsten Wasserführung der Gewässer, ist dadurch eine gleichmäßige Wasserspende an die Fließgewässer gegeben. Einträge gelöster Stoffe sind durch deren Fixierung in der Biomasse und durch verringerte Freisetzungsprozesse im Boden (erhöhte Dauerfeuchte) minimiert.
Voraussetzung für die Entwicklung eines stabilen (und stoffverlustarmen) Landschaftswasserhaushaltes wäre somit die möglichst großflächige Wiederausstattung des Einzugsgebietes mit Vegetation, einhergehend mit der gezielten Anlage von Stoffretentionsstrukturen in Niederungen und Senken. Zur Wiederherstellung einer nachhaltig funktionierenden Landschaft ist daher die Wasserwirtschaft der Landbewirtschaftung (Forst-, Landwirtschaft) zwingend zuzuordnen. Diese wäre für die Bereitstellung des Lebensmittels Wasser in sauberen Oberflächenwasserströmen mit vergleichmäßigtem Dargebot verantwortlich und würde nach Menge und Güte des Wassers marktgerecht bezahlt werden. Dabei könnten sich die Bewirtschafter der Flächen zu "Wassergenossenschaften" zusammenschließen, welche den Markt (z.B. wassernutzende Industrie und Städte) beliefern. Das Trinkwasser müßte, um nicht durch die Dynamisierung des Bodenwasserhaushaltes die Stoffauswaschungen zu begünstigen, statt aus Grundwasser allmählich zu immer größeren Anteilen aus Oberflächenwasser (Flußwasser) gewonnen werden. Die höchsten Erträge würde eine Wassergenossenschaft zu Spitzenbedarfszeiten im Sommer erwirtschaften, wenn sie Trinkwasser in ausreichender Menge und hoher Qualität anbieten könnte. Qualitativ hochwertiges Wasser müßte sich durch geringste Stofffrachten, wozu auch Basenkationen zählen, auszeichnen.
In einem solchen Bewirtschaftungssystem könnte auch die Entsorgung "belasteter" Klarwässer zumindest zum Teil in bewirtschafteten, nettoproduktiven Vegetationsstrukturen übernommen werden:
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Vorgereinigtes, basen- und nährstoffhaltiges Abwasser aus der Stadt könnte über z.T. schiffbare Kanäle zu einem Produktionsgürtel in der Nähe der Städte und Gemeinden geleitet werden. In diesen Produktionsflächen könnten die pflanzenverwertbaren Stoffe durch Selektionsprozesse an der Wurzel aus dem Wasser zurückgewonnen werden, nichtlösliche und z.T. toxische Stoffe (z.B. Schwermetalle) würden verdünnt sowie in Sediment und Boden fixiert und damit unschädlich gemacht werden.
- Die natürlichen Flüsse wären dadurch weitgehend von Stofffrachten und Verkehr entlastet. Daher könnte über sie Trinkwasser mit ausreichender Qualität bereitgestellt werden. Diese Form der Trinkwassergewinnung hätte einen weniger dynamisierten Bodenwasserhaushalt und dadurch auf Dauer eine hohe Qualität des gewonnenen Wassers zur Folge.
H.3.2. Ökologische und
ökonomische Effekte der wasserhaushaltsbasierten
Landbewirtschaftung
Könnten auf großer Fläche Strukturen mit hohem Wirkungsgrad errichtet werden, wäre damit eine dauerhafte Sicherung der lebensnotwendigen Güter Boden, Wasser und Luft gegeben:
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Verlustminimierte Strukturen hätten eine Landbewirtschaftung zur Folge, bei der großflächig die Evapotranspiration maximiert ist. Klimawirksame Emissionen wären verringert, da sie in bodennahe, ortsgebundene Reaktionszyklen eingebunden wären (Bsp. Kohlendioxid). Außerdem würden sich Immissionen nicht nur in einzelnen, kleinen Kühlflächen, sondern über einen größeren Raum verteilen und damit in geringerer Konzentration niederschlagen.
- In einer nachhaltig funktionierenden Landschaft würde außerdem der stabilisierte Wasserhaushalt aufgrund geringerer Stoffausträge zu einer verbesserten Wasserqualität und zum langfristigeren Erhalt der Bodenfruchtbarkeit führen.
In bezug auf die wirtschaftliche Bedeutung einer wasserhaushaltsbasierten, nachhaltigen Landbewirtschaftung sind folgende Punkte zu nennen:
- Die Landwirtschaft könnte sich von einem fortwährenden Subventionsempfänger zu einer eigenständigen Versorgungswirtschaft emanzipieren.
- Die finanziellen und administrativen Maßnahmen zur Stützung der Land- und Forstwirtschaft könnten weitgehend abgebaut werden. Die Volkswirtschaft der Industrieländer bzw. der gesamte Weltmarkt würden weitgehend von unproduktiven Verwaltungen und Handelshemmnissen des Agrarsektors befreit.
- Die Kommunen könnten zunehmend von der Aufgabe entbunden werden, Wasserreinigung zu betreiben.
Über den Wasserhaushalt könnten somit - unter Einsatz neuer biotechnologischer Methoden und Produkte - Stoffflüsse zwischen den Orten des Konsums und der Produktion gelenkt und die Stoffkreisläufe zunehmend vollständig geschlossen werden. Die so gebildeten Nutzungsstrukturen würden eine nachhaltigere industrielle Entwicklung einleiten und durch die zuvor beschriebenen Instrumente der Besteuerung in Verbindung mit dem Bodenwertfreibetrag in ihrer Wirkung zunehmend optimiert werden.
H.4. Technisch-administrative Ebene
Derzeit erfolgen Maßnahmen zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen fast nur auf dem Gesetzes- und Verordnungsweg. Sektoral werden für die einzelnen Umweltgüter Boden, Wasser und Luft Grenzwerte für die erwünschte Qualität definiert und deren Einhaltung und auf dem Weg des technischen Umweltschutzes unter hohem Energie- und Ressourceneinsatz angestrebt. Bezogen auf den Sektor der Wasserversorgung läßt sich dabei der Trend einer sich immer mehr verselbständigenden Wasserwirtschaft feststellen, welche durch Eingriffe in den Wasserhaushalt der Landschaft deren nachhaltige Nutzung herabsetzt. Beispielsweise kommt bei der Trinkwasserversorgung der Förderung von Grundwasser nach wie vor elementare Bedeutung zu. Die flächig anwachsenden Trinkwassereinzugsgebiete stellen jedoch neben drainierten und intensiv bewirtschafteten Land- und Forstwirtschaftsflächen Bereiche mit einer dynamisierten Bodenwasserbewegung und damit einer erhöhten Bodenauslaugung dar. Mit der Auswaschung der löslichen Hauptnährstoffe und Basen steigt im Oberboden der Anteil schwerer löslicher, toxischer Stoffe (z.B. Schwermetalle) und auch die Wahrscheinlichkeit von deren Transport in Richtung des Grundwassers (Kap. B.). Eine Verlagerung der Wasserwirtschaft von der technisch-administrativen Ebene auf die der Flächenbewirtschaftung in der oben beschriebenen Form machte die öffentliche und der Nachhaltigkeit der Landschaft abträgliche Wasserwirtschaft überflüssig. Statt dessen käme der technisch-administrativen Ebene dieses Sektors hauptsächlich eine beratende Funktion zu, z.B. bei der Ausweisung von Vorranggebieten für den Wasserhaushalt (Kap. G.3) oder den Umsetzungsmaßnahmen der Abwasseraufbereitung. Damit entwickelte sie sich unter den marktwirtschaftlichen Selektionsmechanismen der Energie- und Bodenwertbesteuerung im wesentlichen zu einem Dienstleistungssektor, der zur Steigerung der Nachhaltigkeit der Landschaft beitrüge.
H.5. Ausblick
Die Schließung der Stoffkreisläufe besitzt in den heutigen Industrienationen weder in der Politik, noch nachgeordnet in der Planung und Flächenbewirtschaftung die erforderliche Priorität. Zugrunde liegt dem, daß die Verluste durch den Einsatz von Fremdenergie zur Zeit noch teilweise kompensiert werden können. Vor dem Hintergrund des weltweit begrenzten Vorkommens an Energieträgern stellt jedoch eine energie- und stoffverlustarme Kreislaufwirtschaft die einzige Möglichkeit dar, die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen dauerhaft zu sichern. Unter Orientierung an den Regelmechanismen natürlicher Systeme zur Nachhaltigkeitssteigerung sollen die beschriebenen Strategien auf politischer, technisch-administrativer und bewirtschaftender Ebene eine Möglichkeit darstellen, den Wirkungsgrad der Landschaft, die als gesellschaftliches Trägersystem betrachtet werden kann, zu steigern. Nach einer Phase der (stoffverlustreichen) wirtschaftlichen Expansionsstrategie würde somit eine Umstrukturierung eingeleitet werden, bei der wirtschaftliches Wachstum an eine Wirkungsgradsteigerung (Absenken von Stoffverlusten) gebunden wäre. Auf diese Weise entstünde analog und auf der Basis einer sich selbst optimierenden Natur ein nachhaltig funktionierendes Gesellschaftssystem.