Klimafolgenabschätzung und Klimapolitik ohne globales Atmosphären- Klimamodell

Während Modellrechnungen in industriellen Prozessen, deren Komponenten präzise erfasst werden können, sich als äußerst nützlich erwiesen haben, sind Modellrech­nungen an der Natur kaum möglich, weil „unendlich viele" dissipative Prozesse mit ständig wechselnden dynamischen Randbedingungen, unter Berücksichtigung ihrer Verteilungen und Rückkopplungen in Zeit und Raum, kaum abgeschätzt werden können.

Eine Klimafolgenabschätzung ohne das bisher favorisierte Atmosphären-Klima­simulationsmodell könnte erfolgreicher verlaufen mit Hilfe der Satellitenbeobachtung der Kontinente und der sich in Raum und Zeit abbildenden und sich verändernden Strukturmuster. Danach ist dringend geboten, dass auf den Flächen nachhaltig gewirtschaftet und diese Bewirtschaftung im Sinne einer „intergenerativen Gerechtigkeit" leistungsgerecht honoriert wird.

Eine an die Grenzen des Wachstums stoßende Gesellschaft wird nur zukunftsfähig, wenn sie einen Strategiewechsel in den Bewirtschaftungsformen der Landflächen vornimmt. Eine Analogie aus der natürlichen Evolution soll dies verdeutlichen:

Durch Kreislaufführung wurde die Ressourceneffizienz verbessert und die ursprünglich produktivsten Pionierorganismen wurden nach und nach auf der gleichen Fläche durch eine Vielfalt funktional differenzierter Arten in selbst­optimierenden Regelkreisen ersetzt.

Wenn also in der Natur räumliche Grenzen des Wachstums aufgetreten sind, hat die Natur immer mit einer Sprungfunktion und einem Strategiewechsel reagiert, d.h. die Evolution wurde mit einer sprunghaften Veränderung vorangetrieben. Heute fällt dem Menschen als intelligentem Bewirtschafter die Aufgabe zu, die Natur nicht an ihre gegenwärtigen Grenzen bzw. in die Katastrophe zu treiben, sondern durch intelli­gentere Kreislaufwirtschaft zu erhalten. An der Fähigkeit, diesen Strategiewechsel einzuleiten und zu steuern, wird sich die Qualität der Politik und die Intelligenz einer neuen Gesellschaft messen lassen müssen.

Als intelligenter Systemsteuerer muss der Mensch die lokalen Kreisläufe schließen und irreversible Stoffströme aus den Oberböden vom Land zum Meer vermeiden, und zwar in erster Linie durch Steigerung der Verdunstung und damit der Kühlung. Stoffverluste müssen durch neu errichtete Stoffsenken überall an Land reduziert werden. Die Effizienz unseres natürlichen Tragwerks wird dadurch erhöht. Die Nachhaltigkeit der Prozesse wird nach dem Vorbild der Natur durch verbesserte Ressourcenwirtschaft gesteigert.

Noch ist nichts verloren! Allerdings müssen politische Steuerungsinstrumente geschaffen werden. Die Gelder aus Verschmutzungsrechten und Umweltabgaben müssen als leistungsbezogene Transferzahlungen in eine Klima stabilisierende Flächenbewirtschaftung gelenkt werden. Damit kann eine nachhaltige Reparatur des dissipativen Temperatur-Dämpfungssystems, nämlich des Wasserhaushalts sowie der Vegetationsverteilung, rasch erfolgen. So sieht wahrscheinlich die wichtigste Strategie aus, die uns zum heutigen Zeitpunkt auf allen Kontinenten zur Verfügung steht. Der lokale Aufbau von integrierter, adaptiver Ressourcenwirtschaft in über­schaubaren Bereichen, die zunächst die Größe von Kommunen oder kleineren Regionen haben werden, und deren laufende Vermehrung sind das Gebot der Stunde.

 

   
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